Schadstoffe in Muttermilch

Immer wieder taucht das Thema in den Medien auf: Schadstoffe in Muttermilch gefunden. Und nun? Was heißt das jetzt genau für die Stillenden unter uns und unsere Babys bzw. Kinder? Was für Konsequenzen ziehen wir aus diesen Informationen? Bedeutet es etwa, dass wir abstillen und künstliche Milch geben müssen? Das, und vieles mehr, liest du im heutigen Beitrag.

Schadstoffe in Muttermilch

Vor einiger Zeit bekam ich von Laura E. ein Video von RTL zugeschickt mit der Bitte, darüber einen Beitrag zu verfassen. Der Titel: „Umweltgifte in Muttermilch. Stillen kann Babys krank machen“. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Laura, dass du mich auf dieses Video aufmerksam gemacht hast.

Denn ich finde es sehr wichtig, über solche Themen zu schreiben, immerhin werden Mütter dadurch von einer Sekunde auf die andere verunsichert und sie denken gleich: „Was?! Pestizide in Muttermilch?! Muss ich meine Muttermilch jetzt testen lassen? Und was, wenn Schadstoffe gefunden werden? Muss ich dann abstillen? Aber wie? Ich muss was tun, ich will ja meinem Baby nicht schaden!“. Und schon bricht Panik aus.

Schadstoffe in Muttermilch - (K)ein Grund zur Panik | Mehr Infos auf www.milchtropfen.de

Welche Schadstoffe wurden in Muttermilch gefunden?

In dem RTL-Video wurden in der Muttermilch von Nina u.a. das Pflanzenschutzmittel HCB (Hexachlorbenzol) und das Pestizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) nachgewiesen, das in der alten DDR noch bis Anfang der 90er versprüht werden durfte. Seit Inkrafttreten der Stockholmer Konvention 2004 sind weltweit die Herstellung als auch der Gebrauch von HCB verboten, DDT ist nur noch zur Bekämpfung von krankheitsübertragenden Insekten, als auch Überträgern der Malaria zulässig.

Bei der zweiten Mutter Brigitte wurde festgestellt, dass ihre Zahnfüllungen zu großen Teilen während der Schwangerschaft aus Amalgam bestanden. Amalgam ist ein Metallgemisch, das zur Hälfte aus Quecksilber und zur anderen Hälfte aus Schwermetallen wie Kupfer, Zinn und Silber besteht.

Das Thema interessierte mich, ich recherchierte weiter und stieß auf die im Jahr 2005 erstellte Studie „Über 300 Schadstoffe in der Muttermilch. Zeit für eine neue Chemikalienpolitik.“ vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und dem WWF International.

Seit 1980 wurden in Deutschland mehr als 40.000 Muttermilchproben auf Chemikalienrückstände untersucht. Das Ergebnis: Über 350 Schadstoffe, darunter auch giftige Stoffe, die bereits seit den 1970ern verboten sind, finden sich, wenn auch in abnehmender Menge, in der Muttermilch wieder.

Die Folgen können unterschiedlich sein und sich z.B. in Form von Allergien, Beeinträchtigungen des Immunsystems, verminderter Fruchtbarkeit, Krebs, Verhaltensstörungen durch Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung u.ä. zeigen.



Wie gelangen Schadstoffe in die Muttermilch?

Aber wie gelangen Schadstoffe überhaupt in die Muttermilch? Das ist relativ einfach erklärt:

Erst einmal müssen sie in die Umwelt gelangen. Bei synthetischen Stoffen geschieht das über verschiedenste Wege: als Neben-, Abbau- oder Abfallprodukt anderer Chemikalien, durch Unfälle während ihres Transports, bei unsachgemäßer Lagerung und Entsorgung, durch den alltäglichen Gebrauch von Produkten und Gegenständen, in denen diese Stoffe enthalten sind, durch Verbrennung, aber auch durch bewusste Freisetzung wie beim Einsatz von Pestiziden und Bioziden.

Mensch und Tier nehmen die Stoffe, je nachdem, wie sie sich herausgelöst haben, über die Atmung, die Haut oder die Nahrung in sich auf. Über die Nahrung geschieht das zum Beispiel, indem Pflanzenschutzmittel durch Versickerung ins Grundwasser, damit in unser Trinkwasser und somit in unseren Körper gelangen sowie durch den Konsum von tierischen und pflanzlichen Produkten.

Auch Ungeborene kommen bereits mit diesen Schadstoffen in Kontakt.

Das Problem, das Brigitte aus obigem Film mit ihren Amalgamfüllungen während der Schwangerschaft hatte, war Folgendes: Es löste sich mit der Zeit durch Zähneknirschen, aber auch durch den Konsum von zucker- und säurehaltigen sowie heißen Lebensmitteln in der Mundhöhle auf und wurde vom Körper aufgenommen. Quecksilber, das den Zahnfüllungen in Form von Dampf entwich, konnte während der Schwangerschaft die Plazenta passieren und so auf das Kind übertragen werden.

Giftige Stoffe gelangen ins Blut der Mutter, indem sie es schaffen, die Darmwand zu passieren. Auch auf diesem Weg wird das Kind jene giftigen Stoffe aufnehmen; zum Einen über die Nabelschnur, zum Anderen über die Muttermilch, denn die wird aus Blut gebildet.

Fötus im Mutterleib mit Nabelschnur

Dazu kommt, dass bestimmte Chemikalien besondere Eigenschaften wie Langlebigkeit (Persistenz) aufweisen, manche sind zudem Fett liebend (lipophil) bzw. Wasser abweisend (hydrophob).

Wenn solche Chemikalien in unseren Körper gelangen, werden sie in fettreichem Gewebe gespeichert, wie z.B. in der Leber, dem Gehirn oder der weiblichen Brust. Die Muttermilch, die der weibliche Körper zur Vorbereitung auf die kommende Stillzeit produziert, wird dann aus (belastetem) Fettgewebe gebildet. Auf diese Weise können Schadstoffe in die Muttermilch und somit zum Kind gelangen.

Das „Problem“ mit der Nahrungskette

Das Problem wird deutlicher, wenn man wie wir als Menschen am Ende der Nahrungskette steht. So geht aus der o.g. Studie vom BUND und WWF Folgendes hervor:

„Je höher ein Lebewesen in der Nahrungskette steht, desto stärker seine Belastung.“

Wir können uns das so vorstellen: Der mit Schadstoffen belastete Krebs wird mit vielen weiteren belasteten Krebsen vom Fisch gegessen, in dessen Fettgewebe die Fett liebenden Schadstoffe gespeichert werden. Dieser Fisch wiederum wird zusammen mit vielen anderen belasteten Fischen von uns Menschen gegessen, wo nun, je nach Fettanteil der Organe, die Schadstoffe gespeichert werden. Je höher der Fettgehalt eines Menschen, oder allgemein eines Organismus‘, desto mehr an Fett liebenden Schadstoffen kann er aufnehmen.

Das bedeutet nicht, dass alle Fette gleich „böse“ sind, es gibt auch „gute“ Fette, wie sie z.B. in Nüssen, Samen, Avocados, Oliven, Kokosnüssen, Pflanzenölen vorzufinden sind. Also bitte nicht falsch verstehen und denken „Oh Gott, ich darf jetzt keine Fette mehr zu mir nehmen!“. Ganz und gar nicht. Fette sind wichtig, sie dienen als Energiequelle und übernehmen daneben wichtige Aufgaben wie den Transport der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sowie die Lieferung essentieller langkettiger, mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Darüber hinaus gehören Fettsäuren als Bausteine zu jeder Zelle.

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Konsequenz: Abstillen?

Keine/r von uns will gesundheitsschädliche Chemikalien in sich tragen oder die Gesundheit der eigenen Kinder gefährden. In der Muttermilch SOLLEN keine Schadstoffe enthalten sein, sie sind es aber, also was tun?

Ein wenig schade fand ich, dass im besagten RTL-Video nicht ersichtlich war, wie den Kindern genau geholfen wurde. Sicher, man sieht, dass sie Salben auf die Haut geschmiert und Verbände bekommen, aber gerade in Bezug auf den gestillten Nino stellt sich die eine oder andere Mutter bestimmt die Frage, was Nino letztendlich zur Verbesserung seiner Lebensqualität geholfen hat.

Ob der Kleine weiterhin von seiner Mutter gestillt werden konnte oder die Muttermilch einer anderen Mutter bekam oder fortan Pulvermilch zu sich nahm, ist nicht ersichtlich, ich möchte an dieser Stelle aber gern die Meinungen von Expert*innen wiedergeben:

Die Vorteile von Muttermilch überwiegen

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gab Folgendes an:

„Das Stillen hat vielfältige, wissenschaftlich sehr gut belegte positive Wirkungen für Kind und Mutter. Stillen schützt das Kind beispielsweise vor Infektionskrankheiten, beugt der Entwicklung von Übergewicht und verschiedenen Krankheiten im späteren Leben vor und fördert die Mutter-Kind-Beziehung. Auch wenn PFOA in der Muttermilch unerwünscht ist, überwiegen nach fachlicher Einschätzung des LGL diese zahlreichen positiven Wirkungen. (…) Es gibt derzeit keine internationale Organisation, die bei einer vergleichbaren Situation vom Stillen abraten würde. Das LGL empfiehlt daher den Müttern aus gesundheitlicher Sicht aufgrund der zuvor genannten Vorteile entsprechend der bestehenden Empfehlungen zu stillen. Dies gilt auch in den Bereichen des Landkreises Altötting, in denen das Trinkwasser mit PFOA belastet ist.“

Stillzeit umfasst einen sehr kurzen Lebensabschnitt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt weiter an:“Frauenmilch [ist] optimal auf die Nährstoffbedürfnisse des Kindes abgestimmt und fördert aufgrund ihrer sonstigen Zusammensetzung die Abwehrkräfte des Kindes. Stillen kann außerdem zur Förderung der emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind beitragen. Gleichzeitig ist bei der Risikobewertung zu berücksichtigen, dass die Stillzeit einen sehr kurzen Lebensabschnitt umfasst und die erhöhte Dioxin-Belastung über Frauenmilch damit begrenzt ist.“.

Kein gesundheitliches Risiko durch „Langzeitstillen“

Selbst, wenn wir nach Einführung der Beikost und über das in unserer Gesellschaft übliche 1. Lebensjahr hinaus stillen, sieht die Nationalen Stillkommission, die beim BfR angesiedelt ist „kein gesundheitliches Risiko (…), solange Mutter und Kind dies wollen.„.

Kleinkind trinkt an der Brust im Arm seiner Mutter

Warum Pulvermilch keine Lösung ist

Es ist keine Lösung, einfach abzustillen und fortan künstliche Milch zu geben, denn das Problem, dass die Umwelt voller Schadstoffe ist, die wir mit unserer Nahrung aufnehmen, macht auch vor Pulvermilch keinen Halt.

Für alle Mamas, die sich jetzt Sorgen machen, dass sie ihrem Baby mit der künstlichen Säuglingsmilch schaden, gebe ich schon jetzt im Voraus die Erklärung vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wieder:“Bisher gibt es keine Hinweise, dass mit industriell gefertigter Säuglingsmilch ernährte Kinder eine gesundheitliche Schädigung durch die Aufnahme der genannten Fettsäureester erfahren hätten.“.

Welche Schadstoffe wurden in künstlicher Säuglingsnahrung gefunden?


Schadstoffe, die auch in Muttermilch gefunden wurden

Auch in Kuhmilch finden sich Schadstoffe wieder, aus der wiederum künstliche Säuglingsnahrung hergestellt wird.

Die Kühe nehmen über das Kraftfutter, das sie fressen, das Wasser, das sie trinken, und die Luft, die sie atmen, Schadstoffe auf, die wie bei jedem anderen Organismus im Fettgewebe (hier u.a. dem Euter) gespeichert werden.

Die Ställe und Futtersilos von Tieren, die das ganze Jahr über im Stall stehen, werden mit Schimmel hemmenden Mitteln behandelt, die einerseits nicht vollständig unterdrückt werden können und andererseits von den Tieren aufgenommen werden.

Schadstoffe je nach Tierhaltung

Die Qualität und die Inhaltsstoffe in Kuhmilch sind zudem davon abhängig, wie die Tiere gehalten werden, deren Produkte wir konsumieren, sei es nun deren Fleisch oder deren Muttermilch.

In der Massentierhaltung werden, gern auch vorbeugend, Medikamente wie z.B. Antibiotika verabreicht. Um die Fleischqualität oder die Milchleistung zu beeinflussen, kommen auch Hormone zum Einsatz.

Kühe in der Milchindustrie in der Ukraine

Es gibt auch Richtlinien darüber, wie viel Erreger in Kuhmilch enthalten sein dürfen. Durch das maschinelle Melken können Erreger ins Euter eindringen und eine äußerst schmerzhafte Mastitis, also Euterentzündung, hervorrufen. Handelt es sich um eine versteckte Mastitis, wird die Kuh mitsamt der Erreger gemolken, ohne dass es bemerkt wurde. Um einer Euterentzündung vorzubeugen oder diese zu behandeln, verwenden Milchwirte Desinfektionsmittel und Antibiotika.

Fettschadstoffe

In den allermeisten Babymilchnahrungen ist Palmöl enthalten. Palmöl enthält Substanzen, die wahrscheinlich genschädigend und krebserregend sind, nämlich Glycidyl und Monochlorpropandiol (MCPD). Zudem wird für Palmöl-Plantagen tropischer Regenwald vernichtet.

Einige Säuglingsnahrungen werden daher mit anderen Ölen hergestellt. Die Fettschadstoffe, die bei der Raffination von pflanzlichen Fetten und Ölen entstehen, sind dennoch enthalten, allerdings in viel geringeren Mengen als in Palmöl.

Mineralöle

Laut ÖKO-Test Jahrbuch Kleinkinder Ausgabe (001_2018) enthalten alle 17 getesteten Muttermilchersatznahrungen Mineralöle. Die Mineralölbestandteile MOSH können laut ÖKO-Test im Körper gespeichert werden und haben in Tierversuchen zu Schädigungen der Leber und Lymphknoten geführt.

In der Analyse lassen sich MOSH nicht sicher von den chemisch ähnlich aufgebauten POSH trennen. POSH gehören nicht zu den Mineralölen, sondern zu den Oligomeren, die aus Plastikverpackungen (PE, PP) migrieren können.

Milchfläschchen liegt und läuft aus

Reinigungsmittel

In fast allen 17 von ÖKO-Test unter die Lupe genommenen Produkten ist Chlorat nachweisbar, das wahrscheinlich von Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln stammt, allerdings nur in Spuren, was für unproblematisch gehalten wird. Chlorat kann sich negativ auf die roten Blutkörperchen und die Schilddrüsenfunktion auswirken.

Was alles NICHT enthalten ist

Von den Schadstoffen in künstlicher Säuglingsnahrung mal ganz abgesehen, können wir uns auch einfach anschauen, was alles NICHT in ihr enthalten ist, nämlich hunderte von wichtigen und gesunden Inhaltsstoffen, die es nur in der Muttermilch gibt.

Sämtliche positive Inhaltsstoffe aufzuzählen, die in Muttermilch enthalten sind, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, du kannst dir den von mir verlinkten Vergleich zwischen Muttermilch und Pulvermilch aber gern durchlesen.

Nachteile von Pulvermilch

Zu guter Letzt sei noch kurz erwähnt, dass Pulvermilch im Vergleich zu Muttermilch schlechter abschneidet und sich negativ auf die Entwicklung und Gesundheit des Kindes auswirkt.

Das ist allerdings ein anderes Thema, was dann in einem gesonderten Beitrag Platz finden wird. Bis dahin verlinke ich gern zu stillkinder.de, dort kannst du alles über die Vorteile von Muttermilch bzw. die Risiken der künstlichen Säuglingsnahrung erfahren.

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Fazit

Ja, es ist wahr: Muttermilch ist mit Schadstoffen belastet und wird an das Muttermilch trinkende Kind weitergegeben, ja, sogar schon an das Ungeborene im Mutterleib.

Heißt das jetzt, dass wir vorsorglich lieber keine Muttermilch geben sollten, um unseren Kindern nicht zu schaden? Die Antwort lautet ganz klar: NEIN!

Auch in künstlicher Säuglingsnahrung, Folgemilch, allgemein in unserer Nahrung, aber auch in unserem Trinkwasser, unserer Luft sowie den Produkten, die wir benutzen, finden sich Schadstoffe wieder, es lässt sich also beim besten Willen nicht vermeiden, dass wir und unsere Kinder sie aufnehmen.

Der BUND, die WHO sowie die Nationale Stillkommission beim BfR sind sich einig: Die Vorteile von Muttermilch überwiegen bei Weitem. Zudem umfasst das Stillen einen sehr kurzen Lebensabschnitt, die Belastung ist also begrenzt.  Schadstoffe in Muttermilch sind zwar nicht erwünscht, jedoch kein Grund zum Abstillen, sondern vielmehr ein Grund für die Reform der aktuellen Chemiepolitik.

Die bisher bedeutendste Reform zum Umwelt- und Gesundheitsschutz in Europa stellt wohl die am 1. Juni 2007 in Kraft getretene Europäische Chemikalienverordnung REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) dar, die die Sicherheit von Mensch und Umwelt sicherstellen soll, indem Hersteller, Importeure und nachgeschaltete Anwender ihre Chemikalien registrieren lassen müssen und für deren sichere Verwendung selbst verantwortlich sind.

Demnach muss VOR Einsatz einer Chemikalie deren Unbedenklichkeit sichergestellt worden sein. Ist sie es nicht, wird sie auch nicht zugelassen und darf folglich auch nicht zum Einsatz kommen. Chemikalien, die bereits in Gebrauch sind, müssen nach und nach geprüft werden.

Auch Transparenz ist wichtig, denn wir Verbraucher*innen wollen schließlich wissen, was für Chemikalien in diesem oder jenem enthalten sind und wollen bewusst die Entscheidung treffen, ob wir es kaufen oder lieber doch nicht. Deshalb können wir uns online über die jeweiligen Chemikalien informieren.

Was können Verbraucher*innen noch tun?

Was können wir als Verbraucher*innen noch unternehmen? Wir könnten beispielsweise unser Obst und Gemüse gründlich waschen, um Pestizide und Keime zu beseitigen, aber ist das etwa schon alles?

Kind prüft Apfel im Supermarkt kritisch

Wie sehr unsere Essgewohnheiten unsere Gesundheit beeinflussen, wird, denke ich, aus dem 2013 geführten Interview mit dem Umweltmediziner Professor Hermann Fromme vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in der  „Augsburger Allgemeinen“ deutlich:

„Schadstoffe werden zu 90 % über die Nahrung aufgenommen. Viele finden sich zum Beispiel in tierischen Fetten.“

Das bedeutet, dass wir zum größten Teil über unsere Nahrung beeinflussen können, ob und in welcher Menge wir Schadstoffe zu uns nehmen und an unsere Kinder weitergeben. Sollten wir also weniger oder vielleicht gar keine tierischen Produkte zu uns nehmen? Ist die Muttermilch von Vegetarierinnen weniger belastet? Darauf hat Prof. Fromme vom LGL bereits eine Antwort:

„Hierzu liegen wenige Untersuchungen vor, aber da viele langlebige Substanzen sich in tierischen Fetten anreichern, ist zu erwarten, dass Vegetarierinnen geringer belastet sein werden.“

Gehen wir mal einen Schritt weiter und stellen uns vor, dass wir einfach mehr pflanzliche Produkte und weniger, bestenfalls gar keine tierischen Produkte mehr zu uns nehmen, wird klar, dass wir dadurch auch gleich viel weniger Schadstoffe über den langen Weg der Nahrungskette aufnehmen.

Gesunde Fette können wir mühelos über pflanzliche Quellen beziehen, und auch da sollten wir zu den qualitativ hochwertigen greifen, wie z.B. zu Bioprodukten oder sogar zu Produkten mit den Siegeln der Anbauverbände, die strengere Kriterien als die EU-Öko-Verordnung erfüllen. Die bekanntesten Verbände sind Bioland, Demeter und Naturland.

Darüber hinaus kannst du auch einige Lebensmittel selber anbauen, da kannst du sicher sein, was drin ist. Vielleicht kannst du auch von deiner Nachbarin bzw. deinem Nachbarn Lebensmittel beziehen, von der/dem du weißt, dass sie/er keine Pestizide o.ä. verwendet.

Letztendlich müssen wir aufhören, im wahrsten Sinne des Wortes Billigprodukte zu kaufen, weil wir auf Qualität verzichten, und uns stattdessen für Lebensmittel entscheiden, die zwar teurer sind, dafür aber auch qualitativ hochwertiger und schlichtweg gesünder. Die wir in Maßen genießen und endlich auch wieder wertschätzen können, und nicht im Sinne der Wegwerfgesellschaft in Massen in den Müll kippen. Nur so nehmen wir Einfluss auf das Angebot am Markt. Nur so können wir als Verbraucher*innen ein Zeichen setzen, dass wir es wortwörtlich satt haben, uns, unsere Kinder und unsere Umwelt mit Chemikalien krank zu machen.

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