Komm, du kennst das doch sicher auch: Du stillst dein Baby und nebenan wird die freie Brustwarze mit Daumen und Zeigefinger bearbeitet, gezwirbelt, gedreht und sonstwie durch den Fleischwolf gezogen.
Gibt es eine Erklärung für dieses Zuppeln? Und wie, um Himmels Willen, geht es wieder weg? Gibt es irgendwelche Alternativen? Das erfährst du im folgenden Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Baby spielt beim Stillen mit der Brustwarze
Ich erinnere mich noch genau, als das mit dem Zuppeln losging. Mein Baby fuhr mit seiner kleinen Hand ganz grobmotorisch über meine Brust. Es wirkte wie ein unkoordiniertes Streicheln.
Links und rechts auf meinen Brüsten sitzen zwei Melanome – wie große Leberflecken. Da strich mein Baby eines Abends zufällig drüber und war begeistert davon. Es war höchst fasziniert, was es da gerade entdeckt hatte.
Ich machte mir nichts aus dieser für mich relativ kleinen Entdeckung. Ich sah mir das Schauspiel an, war entzückt von dieser Süßigkeit und kuschelte mich weiter an meinen kleinen Spatz heran.
Gewöhnung
So ergab es sich, dass mein Sohn jedes Mal beim Stillen meine Melanome erkundete, streichelte, zupfte usw.
Mit der Zeit bemerkte ich, dass das ganz schöne Schmerzen verursacht. Nämlich dann, als mein Baby anfing, meine Melanome aufzukratzen. Es war nicht böse gemeint. Es beruhigte ihn. Er spürte einfach nicht den Schmerz, den ich spürte. Also machte er weiter mit dem Kratzen, während ich nun verzweifelt versuchte, es zu unterbinden.
Das funktionierte mal so, mal so. Die freie Brust war zugedeckt, das Melanom auf der anderen Brust deckte ich mit meiner Hand ab, manchmal war auch ein Pflaster drauf, weil es geblutet hatte.
Alternative gesucht und gefunden
Das fand Minimi manchmal aber nicht so toll, weil er ja nichts mehr zum Kratzen hatte und ging wieder auf die Suche, indem er mit seinem Ärmchen herumfuhrwerkte… und dabei über die freie Brustwarze strich. Minimis Zuppel-Alternative war gefunden! Und ich Dödel ließ es zu. Tat ja nicht weh. Störte mich auch nicht. Ja. NOCH nicht!
Schon bald machte er mich mit seinem Knubbeln schier wahnsinnig. Ich hasste dieses Gefühl. Es war mir total unangenehm. Doch im Gegenzug sah ich, wie es mein Baby beruhigte. Also ertrug ich es, während ich fast explodierte.
Limit erreicht
Dass das nicht lange gut gehen kann, wenn man etwas über sich ergehen lässt, was man überhaupt nicht will, und dann aggressiv wird, war klar. Ich beschwerte mich bei meinem Mann, wie nervig dieses Kneifen und Pulen doch sei.
Mein Mann denkt da immer ziemlich einfach: „Wenn du es nicht magst, dann lass es.“ Fertig. Sonst noch ein Problem?
Ich hatte also wieder zu mir gefunden. Wollte für mich einstehen. „Ende mit Nippeltwist!“, sagte ich mir. Nur hatte ich die Rechnung ohne den kleinen Nippelzwicker gemacht…
Umgewöhnung
Der fand es nun gar nicht toll, dass ich ihm sein Beruhigungsmittel plötzlich verweigerte. Er protestierte lautstark und schlief trotz der Möglichkeit, „nur“ gestillt zu werden, schlechter und viiiiiel später ein.
Also was tun? Er will knubbeln, ich aber nicht meine Brustwarzen dafür hinhalten.
Viele Mamas haben bzw. hatten dieses Problem und ihre ganz persönlichen Methoden gefunden, um ihrem Kind eine Alternative zum Knubbeln anzubieten.
Alternativen zum Nippeltwist
Hier ist alles erlaubt, was das Kind statt der Nippel zum Fummeln und Zwicken nehmen kann. Wie wäre es damit:
- eine Stillkette*, die die Mama sich umhängt und ihr Kind daran spielen lässt
- ein Spielzeug, z.B. ein kleiner Massageball, zum Kneten und Ziehen
- ein Stofftier
- ein Schnuffeltuch mit Knoten
- Die Kordeln werden nach und nach zu Bändern ausgetauscht, daher kann das gelieferte Produkt vom Foto abweichen!
- Auch perfekt für Babyschale
- oder Kinderwagen
- Unbehandelte Holzperlen
- Erfüllung der Norm EN 71-3 und somit frei von schädlichen Stoffen
Eine Mutter schwörte sogar auf Stilleinlagen, mit denen ihr Kind liebend gern während der Stillzeit spielte und davon mittlerweile sogar in den Schlaf begleitet wird.
Was ich auch schon bei uns beobachten konnte: Dass mein Baby extrem gern mit den großen Knöpfen auf meiner Stillbluse* spielte. Auch eine Möglichkeit, die Brustwarze aus der Schusslinie zu nehmen…
Andere wiederum halten lieber ihren Hals oder ihr Ohr hin, statt sich an den Nippeln rumzwirbeln zu lassen. Manche begnügen sich auch mit Mamas Hand.
Warum?
Vielleicht hilft es dir auch, wenn du weißt, aus welchem Grund dein Kind so gern mit deiner Brust spielt.
Mir fiel beispielsweise auf, dass mein Sohn ewig nuckelte, aber nicht trank. Sobald er jedoch ein paar Mal an der Brustwarze rumspielte, löste er den Milchspendereflex aus und er trank in vollen Zügen. Ist das bei dir auch so?
Womöglich ist das Brustzuppeln mit dem Milchtritt bei Katzen, Hunden, Mäusen und Schweinen zu vergleichen, damit der Milchspendereflex ausgelöst wird. Kälber, Lämmer, Zicklein und bestimmt noch andere Tiere wiederum lösen diesen mit Kopfstößen aus.
Wenn dein Baby beim nächsten Mal also wieder deine Brust knetet und an den Nippeln zieht, könnte dies durchaus dazu dienen, die Milch besser fließen zu lassen.
Ob es nun einen Grund dafür geben mochte oder nicht: ICH für meinen Teil wollte das nicht mehr. Auch wenn das bedeutete, dass der Milchspendereflex später ausgelöst wird.
MEINE Lösung bestand aus mehreren Kleinigkeiten:
1. Ehrlichkeit
Auch, wenn mein Sohn „nur“ ein Baby war und mich wahrscheinlich (noch) nicht verstand, sagte ich ihm, dass mich das Zuppeln stören würde. Dass es mir unangenehm sei. Dass es mich aggressiv mache. Ich war einfach ehrlich.
2. Eigene Grenzen wahren
Was für meinen Sohn reinste Entspannung war, war für mich die reinste Tortour. Denke ich an diese Zeit zurück, in der ich es Zähne knirschend ertrug, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Warum lasse ich es über mich ergehen, dass mir mein Kind die Nippel wund reibt, obwohl ich dieses Gefühl nicht leiden kann?
Ich musste für meine persönlichen Grenzen einstehen. Das Zuppeln ging mir an die Substanz. Es war MEINE Aufgabe, mich in meiner Haut wieder wohl zu fühlen. Also legte ich seine Hand immer wieder beiseite, streichelte sie, bot die o.g. Alternativen an, redete mit ihm.
3. Kind fragen
Anfangs war es schwierig, es durchzustehen, weil mein Sohn nunmal an dieses Beruhigungsmittel gewöhnt war. Aber mein Entschluss stand fest. Ich wollte das einfach nicht. Und so fand er nach einigen Tagen eine Methode, mit der er persönlich zurecht kam: Er stopfte seine Hand in meinen Ausschnitt und vergrub seine Hand unter meiner freien Brust. So schlief er dann ein, während er gestillt wurde. Ab und zu will er auch einfach nur seine Hand auf meine Brust legen und das genügt ihm schon. Wir haben unseren Weg gefunden.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht immer konsequent bin. Wenn es mich tatsächlich mal nicht stört, dass mein Kind rumknubbelt, dann lasse ich das auch zu. Stört es mich wieder, stehe ich auch dafür ein und das akzeptiert er mal mehr und mal weniger und sucht sich dann seine Alternative.
Ich kann dir nicht sagen, ob es verwirrend für dein Kind sein wird, wenn du es mal pulen lässt und mal wieder nicht. Für mich hat sich das „richtig“ angefühlt. Ja sagen, wenn ich es auch so meine. Nein sagen, wenn ich es so meine.
Was hat dir bzw. deinem Kind geholfen, nicht mehr an den Brustwarzen zu zupfen? Oder stört es dich sogar gar nicht?
Liebe Julia,
sehr schöner Beitrag! Wir kennen das auch und unsere Lösung war ebenfalls die Hand im Decolletee und meinen Finger halten, während ich damit leicht seine Hand drücke, knete und bewege. Manchmal nimmt sie auch meinen Mund als Alternative 😀
Liebe Grüße!
Janina
Hallo Janina,
herrlich, wenn die Brustwarzen aus der Schusslinie sind oder? Ich war SO erleichtert 😉
Mein Mund ist übrigens zum Zuppeln tabu. Damit habe ich schon furchtbar schmerzhafte Erfahrungen machen müssen. Da hat sich der kleine Mann nämlich an meinem Zahnfleisch die Nägel geschärft. Zumindest fühlte es sich so an. Von daher lass ich meinen Mund lieber zu, aber ich freue mich natürlich, dass ihr eure Alternative gefunden habt 😀
Liebe Grüße
Julia
Guten Morgen liebe Julia, ich dachte bis eben noch, mein Kind sei das Einzige das solche „Nippelspielchen“ macht. Das mit dem Kneten der Brüste kenn ich auch nur zu gut. Ich komme mir manchmal vor wie der persönliche Hefeteig meiner Tochter. Und je nach Länge der Fingernägel , ist es mal mehr mal weniger blutig. Ich muss zugeben , ich habe mir da lange keine Gedanken drüber gemacht. Es ist zwar mein zweites Kind aber meine erste intensive Stillbeziehung.
Mal sehen ob wir auch eine Alternative anbieten können. Vielen Dank für den tollen Artikel!!!
Hallo Marina,
das mit den Fingernägeln kenne ich auch – selbst heute noch. Nachdem wir sie dann wieder geschnitten haben, testet mein Sohn erst mal, ob es wirklich nicht mehr weht tut ^^‘ Ein Kratztest sozusagen.
Ich hoffe, du und dein Kind findet eine für euch passende Alternative 😉
Alles Gute euch
Julia
Danke für den tollen (wenn auch älteren) Artikel – es fühlt sich an, als hätte ich das geschrieben! Werde teilweise auch schon so aggressiv wenn meine Maus mich so fest kratzt/zwickt… wenn ich ihre Hand zärtlich wegschiebe & nicht mehr ranlasse, wird sie ziemlich böse, weswegen ich das jetzt auch echt schon lange über mich ergehen lassen 🙁 ich hab echt gedacht (völlig dämlich), dass das sonst nicht viele Kinder machen 😀
Und bin jetzt sehr erleichtert, dass es nicht nur mir so geht! Ich genieße unsere Stillbeziehung ansonsten soo sehr & werde morgen gleich versuchen, ihr eine Alternative zu bieten <3 danke für den Artikel & das öffentliche Teilen!
Liebe Jasmin, ich war auch erleichtert zu lesen, dass es nicht nur mir, sondern auch anderen so (er-)geht ^^ Freut mich, dass ich dir mit meinen Worten weiterhelfen konnte. Ich hoffe, ihr findet eine Alternative, damit ihr zwei eure Stillbeziehung genießen könnt 🙂
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia, liebe andere Mamis,
Ich bin grad auf deinen Artikel gestoßen, denn ich hab win ähnliches Problem.
Nur mein Sohn fing erst mit den Nippelspielchen an, als ich ihn nachts abstillte vor einem Monat (er ist jetzt 15 Monate). Tagsüber stille ich noch.
Mein Empfinden ist, dass er damit das Nuckeln kompensiert. So hab ich erstmal Zähne zusammengebissen und ihn gelassen. ABER. Seit gestern tun mir meine Nippel doll weh. So schieb ich seitdem sein Händchen weg, auf andere Stellen meiner Brust. Mit der Erklärung dass es mir wehtut „Aua“ macht. Natürlich nicht ohne Protest.
Was mir Sorgen macht, ist dass er seitdem sehr ängstlich und anhänglich wirkt. Als habe er Angst, dass ihm die Brust nun ganz genommen wird.
Hast du, liebe Julia, oder eine andere Frau, Erfahrungen mit dem Bindungsverhalten und dem „Nein“ zur Brust?
Hi Jesslyn, danke für deinen Kommentar. Verstehe ich es richtig: Du hast ihn bereits nachts abgestillt, und wenn er tagsüber trinkt, spielt er an deinen Brustwarzen? Und davor hat er es nicht gemacht? Und nachts, spielt er da auch an deinen Brustwarzen rum?
Liebe Grüße
Julia
Hallo,
meine Tochter war beim Stillen schon immer total unruhig. Sie schlug manchmal wie wild um sich, kniff mich in den Hals oder die Finger. An die andere Brust ist sie nie rangekommen, da ich Stilleinlagen in meinem StillBH hatte. Wenn Emma an einer Brust trank, spritzte es aus der anderen. Ich hatte die ersten Monate sehr viel Milch. Auch dauernd Milchspenderreflex. Einfach mal so, zwischendurch. Ich musste oft Stilleinlagen wechseln. Deshalb wäre ich nie auf die Idee gekommen, meine andere Brust frei rumliegen zu lassen. Wenn ich mich ausgezogen habe und zur Dusche gegangen bin, tropfte auf dem Weg dahin schon Milch. Wahrscheinlich nur durch den Temperaturunterschied. Ich muss aber noch dazu sagen, ich habe sehr empfindliche Brüste, auch ohne Baby etc, vielleicht habe deshalb auch immer so oft einen Milchspenderreflex gehabt. Meine Tochter ist jetzt 17 Monate und wenn sie stillt, begnügt sie sich jetzt mit meinem Finger(Nägeln), oder ihren eigenen Füßen. Manchmal kneift sie mich auch in den Hals. Das macht sich aber nur Tagsüber. Nachts im Halbschlaf trinkt sie ganz ruhig. Sie ist aber schon viel ruhiger geworden. An die andere Brust zum knibbeln würde ich sie nie lassen, das würde ich nicht packen. Da ich aber eh immer mit BH rumlaufe, sind weder mein Sohn noch meine Tochter auf die Idee gekommen. Liebe Grüße und alles Gute Kristina
Hallo Kristina, also würdest du sagen, BH über die andere Brust, um diese zu schützen? Finde ich auch einen sehr hilfreichen Tipp, ich danke dir 🙂
Liebe Grüße und euch eine weiterhin schöne Stillzeit
Julia
Das ist bei uns leider kein Hindernis. Meine Tochter (knapp 18 Monate) wühlt sich solange, grob und kräftig in den BH bis sie die Brust und somit den Nippel rausgekämpft hat. Versuche ich das zu unterbringen, protestiert sie total. Teilweise will sie gar nicht mehr weiter trinken und weint nur. Es dauert viel länger bis sie ohne zweite Brust einschläft. Aber an manchen Tagen explodiere ich auch fast. Das ist irgendwann so furchtbar unangenehm. Alternativen lässt sie nicht zu (Kette, Tuch, Schnulli, Flasche, etc.)
Liebe Julia,
oh, das hört sich ja gar nicht angenehm an. Aber es ist dein Körper. Wenn es für dich dann auch noch, wie du sagst, furchtbar unangenehm ist, bin ich der Meinung, dass deine Tochter das lernen muss zu akzeptieren. Und dann darf sie auch protestieren, aber wie ich schon sagte: Es ist DEIN Körper. Und wenn der dir mitteilt, dass sich das nicht gut anfühlt, dann finde ich, musst du dich auch dafür einsetzen, dass es ihm/dir wieder gut geht. Dass du deine Tochter stillst, finde ich, ist eine ganz wunderbare Sache, aber zu einer Stillbeziehung gehören immer zwei. Auch du bist wichtig.
Liebe Grüße
Julia