Kindercafé Sonnenkind

Wie ist es eigentlich in einem Kindercafé, das den Grundgedanken des „Freispiels“ in der Waldorf Reformpädagogik verfolgt?

Wir waren mit dem kleinen Mann da und erzählen es euch.

Kindercafé Sonnenkind

Das Kindercafé Sonnenkind macht i.d.R. erst um 11 Uhr morgens auf. Wir konnten also genüsslich ausschlafen und machten uns dann auf den Weg. Mit Auto kann es schon etwas schwierig sein, einen Parkplatz zu finden. Die Straßen drumherum sind auch echt eng. Kein Wunder, wenn die Höchstgeschwindigkeit mancherorts 10km/h beträgt. Aber irgendwann finden wir tatsächlich einen Parkplatz um den Block (dazu noch kostenlos!) und ab geht’s ins Kindercafé Sonnenkind, wo schon alle fleißig am Spielen sind.

Kindercafé Sonnenkind - Esstische

Einen festen Platz gibt es nicht. Es gibt wenige Einzeltische, dafür aber mehr große Tische, an die sich alle setzen können. Finde ich auch ganz erfrischend. So kommt man auch gar nicht umhin, mit anderen Sitznachbarn ins Gespräch zu kommen. Aber die waren alle im großen Zimmer am Spielen. Wir wollten aber erst einmal ordentlich frühstücken!

KinderCAFÉ!

Als wir letztens in einem anderen Kindercafé waren, gab es Frühstück, Mittag, Snacks, Kuchen usw.

Vielleicht waren wir deshalb davon ausgegangen, dass es auch hier – im Kindercafé Sonnenkind – dieses Angebot geben wird. Auf den Boden der Tatsachen wurden wir geholt, als wir die Speisekarte lasen. Kuchen, Torte, Kekse – alles in Bio-Qualität. Zu unserem Pech kam noch hinzu, dass der Bäcker an dem Tag sehr sparsam gewesen war. Es gab nur eine begrenzte Auswahl für uns. War ja auch ok. Das erspart einem die Qual der Wahl, wenn man eine ellenlange Speisekarte durchforsten und sich entscheiden muss.

Kindercafé Sonnenkind - Kaffee, Tee und Kuchen

Wir bestellten uns also einen Möhrenkuchen mit Walnüssen, einen veganen Zitronenkuchen, Wasser, Tee und Capuccino. Alles war wirklich sehr lecker, füllte nur leider nicht auf Dauer meinen Magen. Aber dafür kann ja das Kindercafé nichts. Es wäre nur hilfreich gewesen, im Vorfeld eine Speisekarte auf deren Homepage zu finden.



Kochecke

Als wir uns also gestärkt hatten, ging es gleich in den großen, hellen Spielbereich, wo schon ganz viele Eltern mit ihren Kindern saßen, spielten und sich unterhielten.

Der kleine Mann ist anfangs immer etwas schüchtern. Er will an der Hand gehen oder getragen werden. Ich suche mir dann erst einmal einen ruhigeren Ort, von wo aus man alles gut im Blick hat. Nicht mitten im Geschehen, aber auch nicht völlig abseits. Wir entdeckten eine kleine Kochecke.

Kindercafé Sonnenkind - Kochecke

Ich setzte mich vor den Tresen der kleinen Küche und ließ den kleinen Mann erst einmal in Ruhe alles erkunden. Später spielten wir dann gemeinsam und entdeckten, dass man die Kochecke zu einer kleinen Höhle verwandeln kann. Über uns hing ein schönes, großes Tuch, das man über die Kochecke hängen konnte. Das zog dann auch einen anderen Jungen an. Er war im Gegensatz zum ruhigen, kleinen Mann sehr ungestüm. Kletterte überall rauf und rein und spielte ungehemmt und angstfrei.

Es war schön mitanzusehen. Keine Eltern, die ängstlich jeden Schritt ihrer Kinder kommentieren. Aufspringen, weil er jetzt auf das Regal klettert. Der Papa war da ganz entspannt. Und der kleine Regalbezwinger auch.

Lies auch

Langsam auftauen

Und mit der Zeit taute dann auch der kleine Mann auf. Er schaukelte auf dem Schaukelpferd, rutschte und rannte lauthals durch den Raum.

Kindercafé Sonnenkind - Kind rutscht mit Puppe

Mitten im Spiel fing er an zu singen „ABC, Katze Nee!“ und alle fingen an zu lachen. Es war wirklich süß. Da spielt er mit einem Auto und haut auf einmal dieses Lied raus. Das war schon witzig.

Spielzeug

Wie auf der Homepage vom Kindercafé Sonnenkind beschrieben, lassen sie sich vom Konzept des freien Spiels und von reformpädagogischen Ansätzen leiten. Es gibt Spielzeug aus Holz (Rinde, Kastanien usw.) und anderen natürlichen Materialien (z.B. Filzobst).

Es gibt Puppen, aber diese sind eher schlicht gehalten, damit sie viel Raum für die eigene Fantasie lassen. Das fand ich auch mal ganz angenehm – im Gegensatz zu dem typischen Plastikspielzeug aus anderen Kindercafés. Es war wirklich befreiend, mit schlichten Gegenständen zu spielen.

Kindercafé Sonnenkind - Spielzeug

Ganz besonders lieb gewann der kleine Mann eine Stoffpuppe. Er lief die ganze Zeit mit ihr rum, stieg mit ihr in den Puppenwagen und ließ sich mit ihr schieben. Er rutschte mit ihr, kochte mit ihr, kaufte mit ihr ein, brachte sie ins Bett und so weiter. Es war wirklich schön mitanzusehen. Von wegen, Jungs spielen nicht mit Puppen. Wer sich sowas nur ausgedacht hat…

Kindercafé Sonnenkind - Kind mit Puppe

Wickelbereich

Und mitten im Spiel hieß es wieder, schnell sein, ab auf die Toilette. Die war ein Stockwerk unter uns. Also auf, auf, die Treppe runter und flink sein. Getrennte Toiletten gibt es nicht (nur für Personal und Gäste). Der Wickelbereich war im Flur, wo es auch Sachen zu verschenken gab. An der Decke hing ein Mobile aus Filzbommeln. Auch nicht so dicht vor den Augen, sondern schon weiter weg. Fand ich auch ganz angenehm, wenn den Kindern das Mobile nicht direkt vor der Nase bammelt.

Kindercafé Sonnenkind - Wickelbereich

Der Wickelbereich war völlig ausreichend. Aber ganz schön kahl und kalt. Gern hab ich mich da unten nicht aufgehalten. Und auch der kleine Mann blieb da nur, weil er die Treppen rauf und wieder runter wollte.


Die Treppe war übrigens gesichert. Keine Sorge. Nur doof, wenn es Kinder – wie unseres – dann schon schaffen, die Kindersicherung zu knacken. Aber gut, dafür gibt es dann die Aufsichtspflicht der Eltern.

Kindercafé Sonnenkind - Kindersicherung

Sonstiges

Ansonsten ist das Kindercafé noch reichlich bestückt mit Sachen, die man kaufen kann. Es gibt eine Bücherecke, ein Klavier (wahrscheinlich für Veranstaltungen, nicht zum Verkauf) und hier und da handgemalte Postkarten, Porzellan-Geschirr, Kindersachen uvm., die zum Verkauf stehen und dem Kindercafé ein gewisses Extra verleihen.

Kindercafé Sonnenkind - Bücherecke

Ganz angetan war ich von dem Filzspielzeug. Obst aus Filz. Wir werden unserem Sohn eine kleine Küche zum Geburtstag schenken. Der Papa findet, Plastikspielzeug ist einfach praktischer, weil es abwaschbar ist. Aber mit dem Filzobst zu spielen, fand ich persönlich um einiges schöner. Allein, wie sich so etwas anfühlt, macht einen großen Unterschied.

Kindercafé Sonnenkind - Obst aus Filz

Das Tolle: Das Kindercafé Sonnenkind bietet neben alldem auch noch Kurse an. Mich persönlich interessierten die Kurse zum Filzen und „Kinder mit einer liebevollen Sprache begleiten“. Es gibt aber auch noch viele andere Kurse, z.B. Sinneslehre und Qigong.

Fazit

Und so im Großen und Ganzen betrachtet war das Kindercafé Sonnenkind eine wirklich sehr angenehme Abwechslung. Gesundes und leckeres Essen, ausgewähltes Spielzeug aus Naturmaterialien, hell und freundlich, gemütlich. Ich empfand es nicht als störend, dass nebenbei noch Produkte zum Verkauf angeboten wurden. Ich kam mir zumindest nicht wie in einem Ladengeschäft vor. Es stand einfach da und wenn man sich dafür interessierte, konnte man es sich näher ansehen. Ganz ungezwungen.

Kindercafé Sonnenkind - Porzellangeschirr

Das einzige war der kalte Raum unten, wo es zu den Toiletten und dem Wickelbereich geht. Ist wahrscheinlich auch nicht sehr angenehm für die Kleinen, an so einem kühlen Ort umgezogen und gewickelt zu werden. Der kleine Mann meckerte aber nicht rum. Vielleicht bin ich da auch zu sehr Warmduscher und den Kleinen macht das gar nichts aus. Muss man sehen.

Ansonsten kann ich dieses Kindercafé nur weiterempfehlen. Ich werde da auf jeden Fall wieder hingehen. Aber diesmal auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen, und nicht wieder zum Frühstück. Und hoffentlich schaffe ich es dann auch mal zu den angebotenen Kursen. Ich werde berichten!

Wo ihr das Kindercafé Sonnenkind findet, verrät euch die unten eingefügte Karte:

Rate this post

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner