Urlaub ohne Kinder? Wie du dir diese Frage am Besten beantwortest!

Urlaub ohne Kinder – wie ist das eigentlich so? Darf ich als Mutter ohne Kind in den Urlaub fahren? Darf ich überhaupt daran denken, meinen Urlaub ohne Kind zu verbringen oder bin ich dann automatisch eine schlechte Mutter?

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht gedacht, dass eine Woche ohne Kleinkind für mich so eine krasse Erfahrung wird…

Urlaub ohne Kinder?

Da hat es doch sage und schreibe vier Jahre gebraucht, bis ich mich endlich mal dazu entschieden habe, ohne Mann und Kind in den Urlaub zu fahren. Keine Verantwortung tragen, keine Streits schlichten, keine Diskussionen führen – nichts von alledem! Stattdessen konnte ich endlich mal wieder nur für mich entscheiden: Was brauche ich? Was möchte ich? Worauf hab ich heute Lust und worauf nicht? Und das Schönste: Niemand störte sich daran. Es war OK!

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Was braucht es zum Glücklichsein?

Jede/r versteht etwas anderes unter Erholung. Für mich persönlich waren es die vielen kleinen Dinge, die mir in ihrer Gesamtheit ein unfassbares Gefühl von Glück bescherten.

Als Mutter eines 4-jährigen Kindes, das beinahe 24/7 von mir betreut wird, weil es nicht in die Kita geht, hat sich über die Jahre eine ganze Menge angestaut, bis ich endlich mal die Entscheidung traf, allein Urlaub zu machen.

Da brachte nur der Umstand, dass ich frei von Verantwortung für mein Kind war, und es nur darum ging, was ICH eigentlich möchte und brauche, unglaublich viel Entspannung und Erleichterung.

Ich brauchte keinen Gedanken verschwenden an: Was gibt es heute zu essen? Ich muss noch einkaufen, kochen, abwaschen, den Geschirrspüler ausräumen, den Fußabtreter reinstellen, weil morgen gewischt wird, Wäsche waschen, Wäsche in die Schränke legen, die Krümel auf dem Boden weg saugen, die Pflanzen gießen, Staub wischen, meinen Arbeitsplatz aufräumen, für einen Blogbeitrag recherchieren oder sonstwas vorbereiten oder schreiben, Fenster putzen, einen Ausflug mit dem Kind planen, weil ihm sonst langweilig wird, Verpflegung für unterwegs und Spielsachen einpacken, mit dem Kind nach einer Lösung suchen, weil es jetzt doch lieber zu Hause bleiben will, ich aber voll gern an die frische Luft möchte…

Überforderte Mutter mit Baby und Haushalt

Stattdessen startete ich meinen Tag mit den anderen mit einer Stunde Yin-Yoga, wo ich erstmal wieder zur Ruhe kommen und entspannen konnte. Danach genossen wir bei schönem Wetter ein leckeres Frühstück im Garten, und nahmen uns anschließend die Zeit für gewaltfreie Kommunikation (GFK). Nach diesen doch auch anstrengenden Übungen gab es Mittag und im Anschluss vier Stunden, die wir frei nach unseren Wünschen und Vorlieben gestalten konnten.

Ich kam endlich mal wieder dazu, ein Buch* zu lesen, so banal es klingen mag, aber für mich war das so schön, mir die Zeit zu nehmen und ein Buch zu lesen, ohne unterbrochen zu werden, dass ich grad wieder vor Glück heulen könnte. Ich konnte die Natur genießen, im See baden, entspannt in der Sonne liegen, mir beim Fahrradfahren durch den Wald den Wind um die Nase wehen lassen, ich konnte mich sogar auf einem Stand Up Paddle Board* ausprobieren, das ein Paar mitgebracht hatte…

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Nach den vier Stunden trafen wir wieder zusammen, machten Yoga, aßen gemeinsam zu Abend, ließen den Tag allmählich ausklingen, saßen gemütlich beieinander, redeten, musizierten, sangen…

Das schlechte Gewissen

Natürlich (also natürlich für mich) gab es da schon diese Momente, in denen ich ins Zweifeln kam.

Oliver ist mit seinen 4 Jahren zwar schon abgestillt, was den Abschied und die Trennung insgesamt leichter gemacht hat, denke ich, aber vermisst hat er mich schon sehr. Als wir abends wie üblich telefonierten, diesmal aber über Videoanruf, hat ihn das schon sehr traurig gemacht, weshalb er auch gar nicht mehr mit mir reden wollte. Ich hätte mich gern nach einem ereignisreichen Tag mit ihm ausgetauscht, aber das ging für ihn nicht – und das stimmte mich sehr traurig, weil ich mir gern Verbindung gewünscht hätte.

Und dann wurde ich auch schnell unsicher und das schlechte Gewissen meldete sich: „War es richtig, herzukommen?“. Später wurden es dann immer lauter: „Scheiße, er ist erst 4 Jahre alt! Du hättest warten müssen! Du bist egoistisch! Du bist eine schlechte Mutter! Du denkst immer nur an dich!“!

Frau umgeben von vielen Fragezeichen und Gedanken

Und da kann ich ganz ehrlich sagen: Nein! Stimmt nicht! Ich bin keine schlechte Mutter, weil ich meinen Urlaub ohne Kind verbringe. Und ich denke eben NICHT immer nur an mich! Das war und ist immer noch ein Thema, mit dem ich zu kämpfen habe: Dass ich mich für andere verbiege und es allen recht machen will, ohne mich zu fragen, ob ich damit überhaupt zufrieden und glücklich bin. Es hat ewig gedauert, bis ich mal anmerkte: „Stopp! Mir reicht das jetzt! Jetzt möchte ich gern etwas für mich tun!“.

Ich hab mich endlich getraut und mir diese 5 Tage Urlaub gegönnt, bin sauglücklich, und will mich dafür noch geißeln… Es ist so verrückt, dass ich mir nicht mal diese wunderschöne Zeit gönnen kann, ohne mich dafür zu verurteilen.

Heimweh?

Denn wenn ich ganz tief in mich reinhorche, dann wär ich auch gern länger geblieben, auch wenn das in manchen Ohren vielleicht hart klingen mag. Ich müsste doch meinen Mann vermisst haben, und unseren Sohn erst recht!

Doch ich bin ehrlich und sage: Nein, ich fand die Zeit ohne Mann und Kind und all diesen Alltagsstress so schön, dass ich gern öfter und länger ohne Mann und ohne Kind verreisen würde, weil ich gemerkt habe, wie gut mir diese 5 Tage getan haben. 5 Tage voller Natur, Bewegung, Entspannung, Freiheit, Seele baumeln lassen, umgeben von Leuten, die sich umeinander kümmern, die mich annahmen, wie ich bin; mit denen das Zusammenleben ohne große Absprachen ganz natürlich und wie von selbst geschah.

Ich hätte das auch gern in meinem Alltag so: In einer Community leben, irgendwo in der Natur, und jede/r bringt sich ein mit dem, was sie/er kann und mag. Manche kochen gern, andere gehen lieber einkaufen, die/der eine mag es gern sauber und räumt öfter auf, kann auch sein, dass jemand voll gern musiziert und die anderen mit Liedern beglückt, womöglich gibt es auch eine/n, die/der sich gern als Mediator*in einbringt, völlig egal.

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In meinen Augen muss man nicht irgendein Ergebnis abliefern, um als vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft zu gelten. Menschen bringen sich meiner Meinung nach am Besten mit dem ein, was sie gern machen, und das aus einer Motivation und Energie heraus, die man kaum beschreiben kann, weil es einfach vom Herzen kommt. Da braucht es keine großen Absprachen und Pläne, nein, das kommt von ganz allein, weil man in dieser Gemeinschaft aufeinander Acht gibt, und selber genügend Zeit und Raum für sich hat.

Da wir aber in so einer für unsere Gesellschaft typischen Familienkonstellation „Mutter-Vater-Kind“ leben, sind da viele Aufgaben zu erledigen, aber einfach zu wenig Menschen, die das gern und freiwillig machen würden, folglich mache ich auch Aufgaben, die ich gern abgeben würde, sie mir aber momentan nicht leisten kann, diese deshalb eher widerwillig selber mache, und das staut sich mit der Zeit immer mehr an, bis ich dann unzufrieden bin, weil ich einfach an meine Grenzen komme.

Wenn der Alltag bei uns anders aussehen würde, würde ich so einen Urlaub ohne Familie vielleicht gar nicht brauchen…

Was nehme ich aus dem Urlaub mit?

Das Erschreckende für mich war die Feststellung, dass es nicht mal 24 Stunden brauchte, damit ich wieder im ätzenden Alltag angelangt und unzufrieden war.

Für mich ist das ein klares Zeichen dafür, dass ich nicht 360 Tage im Jahr durchhalten muss, um dann 5 Tage alle Viere von mir zu strecken, das funktioniert nicht! Wenn, dann muss ich anfangen, auch meinen Alltag so zu verändern, dass ich nicht mehr diese starke Unzufriedenheit spüre, sondern vielmehr so eine Art Leichtigkeit.

Die Dinge, die mir besonders gut taten (womit fange ich bloß an?), baue ich jetzt peu à peu in meinen Alltag ein.

Da wäre zum Einen die Erleichterung beim Essen. Ich muss nicht jeden Tag frisch kochen, sondern kann meinem Sohn und mir auch mal unterwegs was zu essen besorgen. Klar kann ich nicht jeden Tag in ein Restaurant mit ihm gehen, sondern such uns Angebote raus, die günstig und trotzdem gesund und lecker sind.

Zum Anderen hab ich eine Runde Yin-Yoga am Morgen und bestenfalls auch am Abend in meinen Tagesplan eingebaut. Ja, das beansprucht Zeit, aber weißt du was? Nach 20 Minuten Yin-Yoga spürte ich wieder diese tiefe Dankbarkeit, dass ich mir die Zeit dafür genommen habe.

Frau entspannt bei Yin Yoga

Denn das bin ich mir wert! Ich bin es wert! Ich darf zufrieden sein! Ich darf glücklich sein! Und ich muss mich nicht dafür abstrafen, im Gegenteil: Ich darf dankbar für diese Erfahrung sein, wie es ist, pure Erholung zu spüren, und für die Entscheidung, meinen Alltag dahingehend zu verbessern.

Fazit

Wir alle brauchen Erholung, das ist ein völlig natürliches Bedürfnis von uns Menschen. Was wir allerdings unter Erholung verstehen und was wir persönlich brauchen, um uns zu erholen, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Person A braucht Urlaub ohne Baby, Person B gönnt sich zum ersten Mal Zeit für sich, wenn das Kind 1 Jahr alt ist, Person C probiert es erstmal mit einem Wochenendurlaub ohne Kinder, Person D ist eine Woche ohne Kleinkind unterwegs, die eine Mutter fährt ohne Kind in den Urlaub, die andere Mutter kann sich einen erholsamen Urlaub ohne ihre Kinder gar nicht vorstellen, manche Eltern verreisen ohne Kind, die anderen nehmen ihre Kinder mit auf Weltreise…

Und das ist OK! Jede einzelne Strategie davon darf sein, denn wir sind alle unterschiedlich und erfüllen uns unsere Bedürfnisse auf die für uns stimmigste Art und Weise.

Aber all diese Menschen sind nicht DU! Also wenn du Erholung brauchst, dann horch in dich rein und frag dich: Was verstehe ICH unter Erholung? Was brauche ICH, um mich erholen zu können? Wenn du dir diese Fragen beantwortet hast, dann nimm dein Glück selbst in die Hand, schieb die Verantwortung nicht ab auf andere, sondern sorg für dich.

Und wenn du merkst, du kommst direkt aus dem Urlaub und die ganze Energie ist mit einem Mal dahin, dann frag dich weiter: Will ich so einen Alltag, von dem ich mich im Urlaub erholen muss? Oder will ich lieber etwas verändern, um mir ein Leben aufzubauen, von dem ich keinen Urlaub brauche?

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