Du musst nicht immer eine Lösung parat haben!

Die besten Tipps, wenn dein Kind nicht hört! Die ultimativen Tricks, wenn du wütend bist! Die schnellste Lösung, wenn wir… Stopp! Atme tief ein… Und langsam aus…

Wenn wir in Lösungen denken, vergessen wir oftmals den wichtigsten Aspekt, wenn wir vor einer Herausforderung stehen. Was genau ich meine? Dass du nicht immer eine Lösung parat haben musst, sondern…

Du musst nicht immer eine Lösung parat haben!

Oliver ist mittlerweile 5 Jahre alt und seit etwa 1,5 Jahren abgestillt. Nun ergab es sich, dass wir nach einer Rangelei auf dem Bett völlig außer Atem eine Pause machten und uns unterhielten. Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, aber irgendwann drehte sich das Thema um Mamamilch.

Mein Sohn fragte mich, ob in meinen Brüsten noch Mamamilch sei und ich verneinte. Ich erklärte ihm, dass mein Körper anfing, welche zu produzieren, als er merkte, dass ein Baby (er) in mir heranwuchs. Und als er dann geboren war, waren meine Brüste voll davon und haben ihm für etwa 3,5 Jahre lang das gegeben, was er brauchte.

Warum da jetzt keine Milch mehr drin sei, fragte er mich weiter.

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Nun, das liegt daran, antwortete ich, dass die Brust immer nur so viel Milch bildet, wie das Baby es braucht. Trinkt es viel Milch, bemerkt die Brust, oh da ist hoher Bedarf, da mach ich gleich mehr. Trinkt das Kind weniger, fährt auch die Brust mit der Milchproduktion runter, denn die Nachfrage sinkt ja, da muss auch nicht mehr so viel Milch gebildet werden. Und als Oliver dann aufhörte, gar keine Milch mehr zu trinken, gab es irgendwann auch keine Mamamilch mehr.

Ich merkte, wie sich die Mine meines Sohnes verzog. „Nie wieder?“

“Naja, nie wieder nicht. Wenn wieder ein neues Baby heranwächst in mir, dann bereitet mein Körper wieder alles vor, damit es was zu trinken hat, dann gibt es auch wieder Mamamilch.“

Du kannst dir sicher denken, wie das Gespräch weiterging. Mein Sohn fand, es sei jetzt an der Zeit, dass er ein Geschwisterchen bekommt, damit er wieder Mamamilch probieren könnte.

Dass es für ein weiteres Kindes mehr Gründe braucht als den Wunsch meines Kindes, mal wieder Muttermilch trinken zu können, kam ihm nicht so recht in den Sinn.

Da waren wir nun. An einem Punkt, an dem ich meinem Sohn keine Lösung präsentieren konnte, wie er nun wieder Mamamilch trinken konnte.



Schnell, schnell, ich brauch eine Lösung!

Geraten wir in einen solchen Konflikt, möchten wir am Liebsten ganz schnell eine Lösung haben. Was können wir tun? Vielleicht reicht es ihm, einfach an der Brust zu saugen? Vielleicht kann ich ja Muttermilch von der Muttermilchbank besorgen? Oder kaufen? Gibt’s das überhaupt noch? Ist es Zeit, über ein zweites Kind nachzudenken?

Wir merken gar nicht, wie eng sich alles auf einmal anfühlt, wie wir schneller atmen. Wir sind unsicher. Hilflos. Stehen unter Druck, halten es vielleicht auch nicht so gut aus, wenn unser Kind jetzt anfängt zu weinen. Wir möchten so gern helfen, aber wie? Was tun? Es muss doch einen Weg geben, verdammt!!

Nein. Muss es nicht. Denn es gibt und wird immer wieder Situationen in deinem und dem Leben deines Kindes geben, da kann man sich noch so auf den Kopf stellen, es ändert nichts an der Situation.

Das kann sein, wenn das Kind aus Versehen auf eine Schnecke getreten ist. Wenn die Sonne untergeht. Der Laden geschlossen hat. 

Das Haus der Schnecke bleibt zertreten, die Schnecke bleibt tot, die Sonne geht nicht plötzlich wieder auf, bloß weil das Kind es sich so sehr wünscht, der Laden macht erst wieder am nächsten Tag um 9 Uhr auf.

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Was wir tun können, wenn wir ratlos sind

Was wir tun können? Wir dürfen uns in Ruhe hinsetzen, atmen, und uns genau darauf besinnen. Wir nehmen uns jetzt selber den Druck, schnell eine Lösung finden zu müssen. Nein. Wir brauchen nicht immer eine. Was wir tun können, ist, für unser Kind da zu sein in einem Moment, in dem es sich komplett seinen Gefühlen hingeben darf. Es darf traurig sein, enttäuscht, frustriert, wütend, verzweifelt, alles darf sein.

Gefühle sind da, gelebt zu werden, auch wenn sie unangenehm sind. Alle Gefühle sind ok. Es ist ok, zu weinen. Es ist ok, am Boden zerstört zu sein.

Sei für dein Kind da. Du musst nichts weiter tun als da zu sein. Du musst nichtmal großartig was sagen. Was zählt ist deine absolute Aufmerksamkeit für dein Kind. Setz dich neben es. Hör ihm zu. Gib ihm zu verstehen, dass du es hörst, nicke, wiederhole, was es gesagt hat. Vielleicht will es weder angeschaut noch berührt werden, akzeptiere das, biete es in Abständen immer mal wieder an. Mag sein, dass es bald seine Meinung ändert und dann doch findet, dass eine Umarmung von Mama oder Papa jetzt doch ganz gut täte.

Mutter tröstet Kind

Solche Momente auszuhalten, kann uns unglaublich viel geben

Der Sturm mag sich nach wenigen Minuten oder auch erst nach Stunden gelegt haben. Vielleicht kommt er nach Tagen auch immer mal wieder hoch, das kann niemand so genau sagen. Aber dein Kind und du werden danach unglaublich viel gelernt haben:

  • Mama/Papa ist für mich da.
  • Mama/Papa hört mir zu.
  • Alle Gefühle sind ok, auch die, die sich richtig doof anfühlen.
  • Ich bin ok so wie ich bin.
  • Ich werde geliebt, egal wie ich gerade drauf bin.

Dein Kind lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen: Wenn ich traurig bin, dann hilft es mir zu weinen / nicht angefasst zu werden / nicht angesehen zu werden / zu kuscheln / zu reden/ wenn Mama oder Papa sich neben mich setzt und still ist, einfach da ist.

Unser Kind und wir lernen, mit der Situation umzugehen. Wir erkennen, dass es Momente gibt, die man nicht ändern kann. Wir lernen, Dinge zu akzeptieren, wie sie nunmal gerade sind.

Wir Eltern können darüber hinaus noch einiges mehr aus diesen Situationen für uns mitnehmen:

  • Ich muss nicht immer eine Lösung parat haben.
  • Manchmal hilft es auch, meinem Kind in solchen Momenten einfach zuzuhören, es zu verstehen und für es da zu sein.
  • Mir hilft am Meisten, mein Kind zu begleiten und ruhig zu bleiben, indem ich mir genau das immer wieder sage / meinen Mund halte / mich auf meinen Atem konzentriere / meine volle Aufmerksamkeit jetzt meinem Kind widme.

In welchen Momenten hattest du schonmal keine Lösung parat?

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4 Gedanken zu „Du musst nicht immer eine Lösung parat haben!“

  1. SUper Blog, ich verfolge dich schon länger! Man fühlt sich als Elternteil doch gleich viel wohler und besser verstanden, wenn man merkt, dass andere auch ab und an mal hadern. Vielen Dank für die Offenheit! Das hat mich schon oft weitergebracht!

    Liebe Grüße!

    Antworten
    • Hallo Maxi, vielen lieben Dank für deine Nachricht! Freut mich zu lesen, dass dir der Beitrag gut getan hat 🙂
      Liebe Grüße
      Julia

      Antworten

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