Kind will nicht in den Autositz

Kennst du das? Du hattest mit deinem Kind das Auto genommen, weil es mit den Öffentlichen oder dem ganzen Gepäck zu umständlich geworden wäre. Gemeinsam habt ihr einen schönen Tag verbracht, welcher sich nun dem Ende neigt. Es ist Zeit, die Heimfahrt anzutreten.

Doch gerade jetzt will sich dein Kind einfach nicht in den Autositz setzen und angurten lassen. Manchmal ist es auch so, dass es schon früh morgens Theater gibt, weil dein Kind alles andere will, als sich in seinen Kindersitz zu setzen.

Was uns geholfen hat und was dir ansonsten eventuell helfen könnte, wenn dein Kind nicht in den Autositz will, erfährst du in diesem Artikel.

Kind will nicht in den Autositz

Ich hoffe, du musstest dein Auto noch nie mitten in der Pampa stehen lassen, dir dein Kind schnappen, weil es sich während der Fahrt die Seele aus dem Leib schrie, um mit dem nächstbesten Bus nach Hause zu fahren und dein Auto dann am darauffolgendenTag abzuholen. Wenn doch, schicke ich dir jetzt einfach mal unbekannterweise eine Umarmung, denn ich weiß ganz genau, was das für eine bescheidene Situation ist.

Wir hatten dieses Thema schon einige Male durch: Ich ließ mein Auto auch des Öfteren stehen und nahm lieber die Öffentlichen, damit es nicht wieder Probleme während der Heimfahrt gab. Für Unternehmungen am Tag war das noch machbar, aber für den Urlaub, wo man noch einen Anhänger voll Klamotten mit sich herumschleppt, musste dann mal langsam eine Lösung her.

Bis dahin half bei uns rein gar nichts: Weder Musik, noch Stille, weder meine Stimme, noch eine andere, weder Rassel, noch die leuchtende Sicherheitsweste, weder Uhr, noch quakender Frosch. Es war zum Verzweifeln.

Kind liegt grinsend auf Motorhaube vom Auto

Sobald der Kleine in meinen Armen war, war alles gut. Wir schauten aus dem Fenster, ich stillte ihn, zeigte ihm das Lenkrad, das Radio mit den vielen Knöpfen, das Schubfach, die Gangschaltung usw. Das interessierte ihn auch ungemein, doch wenn wir auch nur in die Nähe des Autositzes kamen, kullerten die Tränchen.

Die einzige Möglichkeit bis dahin war es, frühzeitig, noch vor 18 Uhr, die Heimfahrt anzutreten, damit er nicht zu müde war.



Die Zeit der Bücher

Als die Zeit der Bücher kam (und die kam erst mit etwa 13 Monaten), und sich unser Sohn tagein, tagaus vorlesen ließ, wurden die Heimfahrten angenehmer. Wir nahmen also sein Lieblingsbuch mit ins Auto und lasen es ihm während der Fahrt vor. Wenn ich mit ihm allein unterwegs war, legte ich es auf seinen Schoß, damit er es sich allein anschauen konnte.

Irgendwann waren Bücher nicht mehr so interessant, dann wurden sie von diversen Autos abgelöst. Ab und zu gesellte sich mal ein Kuscheltier zu uns ins Auto; mit seinen knapp 3 Jahren steht jedoch das Tablet hoch im Kurs. Dort schaut er sich entweder seine Kinderserien an oder spielte seine Apps (entsprechende Empfehlungen wird es in einem späteren Beitrag mal geben).

Unterhaltung ist also das A und O während der Autofahrt. Ob es nun ein Buch, ein Tablet, Musik oder sonstwas für ein interessantes Spielzeug (wie z.B. ein Lenkrad) ist, ist ja relativ egal. Hauptsache, dein Kind kann sich während der Fahrt mit etwas beschäftigen. Vielleicht ist es bei euch ja wie bei uns möglich, dass eine/r der Erwachsenen hinten beim Kind sitzen und mit ihm spielen kann.

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7 Gründe, warum dein Kind nicht in den Autositz will

Manchmal ist es aber gar nicht Langeweile, die deinem Kind die Tränen in die Augen treibt. Wichtig ist deshalb, dass du vorher überprüfst, ob es deinem Kind gerade wirklich nur langweilig ist und es unterhalten werden möchte, oder ob es doch ein anderer Grund ist, weshalb dein Kind nicht in den Autositz will.

Andere Gründe könnten beispielsweise sein:

1. Ungestillte (Grund-)Bedürfnisse

Babys haben vier Grundbedürfnisse: Sie brauchen Hautkontakt, Nahrung, Schlaf und Anregung. Grundbedürfnisse sollten umgehend gestillt werden, also nichts wie bei der nächsten Gelegenheit ranfahren und kuscheln, tragen, stillen/füttern, in den Schlaf begleiten oder spielen.

Auch auf Kleinkinder und ältere Kinder lassen sich die o.g. Bedürfnisse anwenden. Holst du sie gerade von der Kita oder der Schule ab? War ihr Tag dort anstrengend, sind sie müde, erschöpft, ausgelaugt und wollen jetzt nur kuscheln, Liebe tanken oder aber einfach mal machen, was ihnen Spaß macht? Vielleicht wird dir diese Sichtweise helfen, geduldiger mit deinem Kind zu sein, um ihm das zu geben, was es gerade dringend braucht.

2. Volle Windel

Während der Autofahrt in den eigenen Ausscheidungen zu liegen, ist wirklich unangenehm. Womöglich teilt dir dein Kind aber auch gerade mit, dass es mal dringend muss. Schaff hier also so schnell wie möglich Abhilfe und bring alles wieder ins Lot, dann kann die Fahrt entspannt weitergehen.

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3. Müdigkeit

Wenn dein Kind müde ist und nicht im Autositz einschlafen will bzw. nicht kann, weil es schon komplett im Eimer ist, dann musst du in den sauren Apfel beißen, anhalten, dein Baby in den Arm nehmen und – wenn möglich – dein Auto stehen lassen und mit den Öffentlichen weiterfahren.

Damit du so etwas nicht ständig machen musst, bietet es sich an, von vornherein mit den Öffis oder tatsächlich früher loszufahren, wenn das Kind noch nicht übermüdet ist.

Ansonsten könnte es hilfreich sein, wenn du den Kindersitz in Liegeposition stellst, das Radio ausmachst oder es ruhige Musik spielen lässt (je nachdem, was deinem Kind zum Einschlafen lieber ist) und bei konstanter Geschwindigkeit fährst. So könnte dein Kind womöglich doch noch in den wohlverdienten Schlaf finden.

4. Irgendwas nervt

Schau mal, ob dein Kind bequem sitzt, der Gurt verdreht ist, die Babyschale bzw. der Autositz richtig eingestellt ist, irgendwo ein nerviges Schild von den Klamotten kratzt oder irgendetwas anderes drückt und nervt. Eventuell blendet auch die Sonne und es böte sich ein Sonnenschutz fürs Fenster* an.

5. Der Kindersitz ist schuld

Manchmal liegt es aber auch tatsächlich an der Babyschale oder am Kindersitz, die/der euch die Autofahrt so erschwert.

Kind sitzt im Autositz und guckt grimmig

Dich durch die verschiedenen Angebote von Babyschalen und Kindersitzen zu wühlen, ist aufwendig. Lass dich am Besten von den Zwergperten beraten, von denen hab ich bis jetzt nur Positives gehört und gelesen.

6. Angst

Einigen Babys, aber auch Kleinkindern ist es unheimlich, wenn sie ihre Mama oder ihren Papa während der Autofahrt nicht sehen können. Da hilft es schon, wenn man mit ihnen redet oder ihnen etwas vorsingt.

Manche Kinder wollen ihre Mama bzw. ihren Papa aber sehen und da könnte ein Rücksitzspiegel* durchaus Wirkung zeigen. Wenn ihr zu zweit mit eurem Kind unterwegs seid, wäre es – wie weiter oben schon beschrieben – praktisch, wenn ein/e Erwachsene/r hinten beim Kind sitzt, damit es Gesellschaft hat.

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Tipps zum Durchhalten

Und was, wenn es nichts davon zu sein scheint und gerade einfach der Wurm drin ist? Dann könntest du z.B. für diese „Phase“ das Auto meiden und solange auf die Alternativen zurückgreifen.

Wenn du das Auto allerdings nehmen MUSST, weil es nicht anders geht, heißt es:

1. Mehr als genügend Zeit einplanen

Zeit einplanen mag dir schon aus den Ohren kommen, weil du es ständig und überall als Tipp zu hören und zu lesen bekommst, aber es ist nunmal wahr. Wenn du genügend Zeit in petto hast, bist du automatisch entspannter, weniger gestresst, und das spürt dein Kind. Wiederum spürt dein Kind es auch, wenn du in Zeitnot steckst, genervt und gestresst bist und los willst. Auch diese Unruhe geht auf dein Kind über. Es ist demnach enorm wichtig, nicht nur 5 min. mehr einzuplanen, sondern wirklich mehr als genügend Zeit.

Ein Praxistipp von mir: Rechne die doppelte Zeit ein, wenn du mit deinem Kind im Auto unterwegs bist. Das hört sich für dich zu viel an? Dann pass mal auf:

Als ich einen Termin bei der Zulassungsbehörde hatte, plante ich wie gewohnt die doppelte Zeit ein. Mein Navi zeigte mir an, ich brauche mit Auto 20 min. zum Ziel, weshalb ich 40 min. einplante. Diese Zeit brauchte ich tatsächlich, um mein Kind dazu zu bewegen, sich anzuziehen, mit mir zu kommen, sich ins Auto zu setzen und anschnallen zu lassen. Am Ziel angekommen, passierte noch ein Malheur, weshalb ich meinen Sohn sauber machen und neu einkleiden musste, und schon waren nur noch 5 min. bis zum Termin. Stell dir mal vor, wie stressig es ohne Zeitpuffer gewesen wäre.

2. Erfreu dich an den kleinen Dingen des Lebens

Oliver war, nachdem wir an einer Tankstelle nur kurz anhalten, tanken und das Auto säubern wollten, nicht mehr ins Auto zu bekommen, weil er jetzt’ne Runde mit dem Windschutzscheibenabzieher spielen wollte.

Die Tankstelle war leer, wir hatten Zeit, also warum nicht? So standen wir dann da und machten eine Pause, während unser Sohn unser Auto putzte. Danach war es für ihn ok, wieder in seinen Kindersitz zu steigen.

Kind säubert Auto mit Windschutzscheibenabzieher

Oftmals ist unser Alltag so voll von Terminen und Verpflichtungen, dass wir solche Kleinigkeiten wie oben beschrieben gar nicht zulassen, obwohl wir eigentlich Zeit hätten. Doch gerade die kleinen Dinge des Lebens sind es, die unseren Kindern so wichtig sind und wir sollten uns an ihnen erfreuen.

Wenn du gerade mit deinem Kind auf dem Parkplatz stehst und los willst, dein/e Kleine/r aber gerade die Wolken anschauen will oder was auch immer, dann sei offen dafür. Lass die Arbeit Arbeit sein und ruf dir Folgendes ins Gedächtnis:

„Die Arbeit läuft nicht davon, während du deinem Kind einen Regenbogen zeigst, aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“ – Chinesisches Sprichwort

„Höre deinen Kindern ernsthaft und aufmerksam zu, wenn sie dir etwas erzählen, egal, was es ist. Wenn du nicht wirklich ernsthaft den kleinen Dingen zuhörst, wenn sie noch klein sind, dann werden sie dir auch nicht von den großen Dingen erzählen, wenn sie einmal groß sind, denn für sie waren es immer große Dinge.“ – Catherine M. Wallace

3. Verpflegung

Nimm für dich (und dein Kind, wenn es schon mitisst) Essen und Trinken mit. Gerade, wenn mein Baby clusterte und ich gefühlt Stunden mit ihm im Auto verbrachte und nicht weiterkam, war Nervennahrung und etwas zu trinken DAS Mittel für mich, um nicht vor Hunger und Durst durchzudrehen.

4. Beschäftigung

Ja, ich weiß, wie schön es ist, seinem Baby stundenlang dabei zuzusehen, wie es in den Armen liegt und schläft und grunzt, aber – zumindest war es bei mir so – irgendwann wurde mir trotz dieser köstlich duftenden Süßigkeit in meinen Armen langweilig und ich sehnte mich nach Unterhaltung. Doof nur, dass ich zu dieser Zeit noch gar kein Smartphone besaß. Heutzutage undenkbar, ich weiß.

Damit du nicht vor Langeweile in deinem Auto an die Decke gehst, pack ein Buch oder ein Hörbuch ein, schnapp dir dein Smartphone oder Tablet oder was auch immer und verschaff dir dadurch ein paar entspannte Minuten, Stunden – wer weiß, wie lange du da sitzen wirst 😉


Fazit

Unsere Kinder wollen durchaus kooperieren, es liegt nicht daran, dass sie gegen uns arbeiten.

In dem Moment, in dem dein Kind nicht in den Kindersitz vom Auto steigen will, tut es im Grunde genommen nur etwas für sich selbst, nicht aber zwangsläufig gegen dich.

Es muss nicht immer die Langeweile sein, die mit einer Autofahrt verbunden ist – und die du mit schönem Spielzeug oder anderer Unterhaltung wegzaubern könntest. Manchmal sind nicht alle Bedürfnisse deines Kindes gestillt, es hat Hunger, Durst, ist müde, der Sitz oder die Kleidung ist unbequem oder dein Kind hatte wie jeder Mensch auf dieser Welt einfach einen miesen Tag. Das kennst du sicherlich auch ganz gut. Und wenn man einen schlechten Tag hat, dann ist irgendwie alles blöd und nervt und ja, dann halten wir Eltern als deren Bezugspersonen schlichtweg als Wutableiter her.

Wenn du dir aber bewusst machst, dass dein Kind hier gerade nur für sich etwas tut, was rein gar nichts mit dir und deiner Person zu tun hat, dann fällt es einem gleich viel leichter, diese Herausforderung relativ ruhig zu überstehen, um nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Um diese Hürden zu meistern, musst du auch an dich denken: Plane sehr viel Zeit ein, damit sie euch nicht im Nacken sitzt und stresst, sorg für ausreichend Verpflegung und Unterhaltung, ja, auch für dich.

Was die Lösung angeht: Die können nur du und dein Kind finden. Weiter oben habe ich dir zwar ein paar Tipps mit an die Hand gegeben, die dir womöglich helfen werden, aber vielleicht brauchen du und dein Kind eine ganz andere, individuelle Lösung.

Bis ihr diese gefunden habt, wünsche ich dir ganz viel Geduld und starke Nerven, denn es kann durchaus etwas Zeit vergehen, bis dein Kind gern in den Autositz klettert und ihr eine angenehme Fahrt im Auto habt.

Wenn du noch andere Tipps auf Lager hast, die dir und deinem Baby bzw. Kind geholfen haben, die Autofahrt angenehm zu gestalten, dann schreib sie mir unten in die Kommentare, ich würde sie dann ggf. in die Liste einfügen, damit auch anderen verzweifelten Eltern geholfen werden kann.

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2 Gedanken zu „Kind will nicht in den Autositz“

  1. Hallo,
    Mein kleiner mag mit 13 Monaten den Gurt und auch den Auffangkörper überhaupt nicht. Er klettert in beide Sitze gerne rein, aber sobald man ihn festmachen will, flippt er komplett aus und ohne Beruhigung (ich dachte sobald ich losfahre ist er Abgelenkt genug) schreit er sich total in Rage, läuft rot an und holt zu wenig Luft.
    Um das zu Vermeiden muss ich ihn aktuell direkt nach dem Anschnallen im Sitz Stillen und währenddessen den Gurt festzurren.
    Es hilft und ich merke dass die Gewohnheit an den Gurt langsam kommt, er das Saugen immer weniger braucht.
    Aber Autofahren vermeide ich sooft es geht – wo Corona jetzt fast ein Segen war 😅

    Antworten
    • Liebe Lisa,
      ich freue mich so sehr für dich, dass du eine für euch beide passende Lösung gefunden hast. Manchmal braucht man eben grade das Auto, z.B. wenn man mal schnell wohin muss… und dann eine Idee zu haben, wie man es auch seinem Kind angenehm machen kann, hat wirklich mein Herz berührt!
      Eine schöne Zeit wünsche ich euch!
      Liebe Grüße
      Julia

      Antworten

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