Besuch im Naturkundemuseum Berlin

Pack die Badehose… nein… den Wintermantel ein… nimm dein kleines Schwesterlein… nein… Söhnelein… ach egal. Heute waren wir mal ganz spontan im Naturkundemuseum Berlin.

Wie dieser Besuch mit einem 20 Monate alten Fratz abläuft, und wie sich mein Blick für die Dinge mit den Jahren verändert hat, erfahrt ihr jetzt.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin

„Wollen wir uns heute Dinosaurier angucken?“, fragte ich meinen Sohn heute ganz unerwartet. „Ja.“, antwortete er. Es war also beschlossen. Wir würden heute ins Naturkundemuseum Berlin fahren. Mit den Öffis? Oder doch lieber das Auto nehmen? Mit Auto geht’s ja immer schneller und außerdem kann ich den ganzen Krempel in den Kofferraum schmeißen. Die Macht der Bequemlichkeit hatte mich. 1/2h hin, der Kleine schlief während der Hinfahrt. Was für ein Träumchen.

Was ich mal wieder nicht bedacht hatte: Berlin-Mitte. Parkplatz suchen. Dauert. Parkschein kaufen. Teuer!

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Parkuhr

Nachdem ich also fernab vom Museum einen Parkplatz ergattern konnte, fielen mir nun beinahe die Augen raus, als ich den Parkschein kaufen wollte. 2€ pro Stunde! Ist das normal? Ich rechnete ein wenig hin und her und kam zu dem Entschluss, dass wir locker 3h brauchen würden. Mit allem Drum und Dran. Trödeln inbegriffen. Also einfach mal 6€ fürs Parken weg. Hellersdorf verwöhnt mich mit seinen günstigen Preisen ja regelrecht.

Nun denn! Auf geht’s! Nachdem mich das Navi irreleiten wollte, ich aber auf meinen Instinkt vertrauen konnte (oder meinem Mut, Leute anzuquatschen und nach dem Weg zu fragen), war das Naturkundemuseum in 10 min. erreicht.



Vertauschmachmil

Ticket gekauft (pro Erwachsener 8€, der kleine Matz durfte kostenlos rein) und ab geht die Post. Den Eingang für Kinderwagenschieber habe ich wohl übersehen. Ich will also den Spatz und den Kinderwagen die vielen Stufen hoch hieven. Da kommt mir ein netter Mann zu Hilfe und trägt den Wagen für mich bis ins Museum hinein. Danke nochmal dafür!

Und dann standen wir vor den riesigen Skeletten!

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Dinosaurier Skelette

Oh, ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich als Kind in diesem Museum war. Überall Dinosaurier, faszinierende Skelette, coole Tiere, langweilige Steine. Und dann erst die Mammuts…

Moment mal! Die Vorstellung mit den gigantischen Mammuts hatte ich wohl leider mit einer anderen Ausstellung verwechselt. Denn die waren weit und breit nicht zu sehen! Welches Museum hatte ich wohl mit dem Naturkundemuseum verwechselt?

Nun war es halt so gekommen. Ist ja auch nicht weiter tragisch. Dann tingeln wir mal los. „Tra!“, hieß es dann nur. Wer wissen will, was mein Sohn mir damit sagen wollte, kann ja in „Die Worte meines Sohnen“ nachlesen.

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Tierpräparate noch und nöcher

Anfangs dachte ich, meinen Sohn könnten all die Tierpräparate gruseln oder traurig machen. Immerhin sieht man da aufgeschnittene Eichhörnchen und Tiere in gefüllten Gläsern. Entweder verstand er es noch nicht, als ich es ihm erklärte, oder es störte ihn tatsächlich nicht.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Tierpräparate

Die Tiere auf Augenhöhe waren natürlich cool. Aber auch die riesigen Säugetiere zu sehen, war ein tolles Gefühl.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Eisbär und Gorilla

Ich fand es immer schade, dass er die Tiere anfassen wollte, es aber nicht durfte bzw. konnte. Immer war eine doofe Glaswand oder ein Sperrband dazwischen. Das tat mir für ihn Leid. Ich hätte sie auch gern angefasst. Auch damals, als ich noch Kind war.

Zwischendurch immer mal wieder eine Stillpause einlegen, etwas Wasser trinken, ein kleines Brötchen mümmeln, Toilette besuchen. Gestärkt und mit leerer Blase ging es dann weiter.


Den Raum mit den Kometen, Meteoriten, Planeten usw. durchquerten wir nur ganz kurz. Ich kann ja schlecht den Kinderwagen unten an der riesigen Treppe stehen lassen und mit dem Kleinen nach oben laufen. So viel Vertrauen habe ich dann doch nicht gehabt.

Tristan

Dann gab es einen großen Raum mit nur einem Giganten drin: Tristan – der Tyronnosaurus Rex. Ich stellte mir vor, wie dieser riesige Koloss zum Leben erwachen würde…

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Tristan - Tyrannosaurus Rex

Der Raum war natürlich mit einigem technischen Kram ausgestattet, der über Tristan informierte. Uns interessierte das jetzt weniger. Ich sehe mir die Dinge gern einfach nur an. Und der kleine Mann? Der wollte Milch…

Glitzerraum

Als Kind fand ich den Raum tierisch langweilig. Ja. Steine eben. In verschiedenen Formen, Größen und Farben. Ich wollte mir lieber die präparierten Tiere ansehen.

Heute dagegen fand ich es einfach faszinierend, welche Vielfalt sich hier bot. Ein paar Minerale fand ich ja echt cool. Zum Beispiel „Baryt“…

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Baryt

… oder „Vivianit“…

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Vivianit

Nachdem mein Sohn gemerkt hatte, dass man die Vitrinen nicht aufbekam, musste er erst einmal weinen. Er wollte sie aufmachen und die Glitzersteine anfassen. Ging leider nicht. Ist ja auch schwer begreiflich für ein Kind. Warum sind da so viele spannende Sachen, die man nicht anfassen kann? Ich verstand ihn so gut…

Als er sich wieder gesammelt hatte, umarmte er fette Säulen, spielte mit mir Verstecken und quetschte sich in schmale Lücken zwischen Vitrinen.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Kind an Vitrinen

Besucher, die mit ernster Mine den Text lasen, versuchte er mit seinem süßen Grübchen-Lächeln in den Bann zu ziehen. Die Männer ließ das kalt. Die Frauen waren hin und weg und grinsten zurück. Der Besuch war also kein völliger Reinfall.

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Schon vorbei?

Nachdem wir noch in ein paar weiteren Räumen Tierpräparate bestaunten, hatten wir nun das große Glück, Lungenfische in Aktion zu sehen. Warum Glück? Laut Infoblatt sind Lungenfische nachtaktiv. Leider vergaß ich, diesen seltenen Moment mit einem Foto festzuhalten.

Und plötzlich standen wir schon wieder am Ausgang. Etwas enttäuscht war ich darüber schon, muss ich zugeben. Als Kind kam mir das alles immer so endlos lang und groß vor. Jetzt denke ich mir so: Oh, schon vorbei. Wollen wir noch’ne Runde drehen?

Also drehten wir noch eine Runde und schauten uns Gesteinsschichten an.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Gesteinsschichten

In den Augen des kleinen Mannes waren das natürlich ideale Kletterbedingungen. Aber auch hier galt: Nicht da rauf. Tut mir Leid. Nur angucken, maximal anfassen.

Und als die 2. Runde um war, vergnügte sich der Spatz dann noch mit den Flyern am Stand. Er sortierte sie um, vertauschte sie. Ich ließ ihn machen.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Kind am Flyerstand

Als das Ganze aber in eine Ich-schmeiße-alles-hin-und-du-musst-es-wieder-aufheben-Aktion ausartete, beendete ich das Spiel dann aber auch. Und als er sämtliche Flyer in den Kinderwagen laden wollte, einigten wir uns schließlich darauf, dass wir EINEN Flyer mitnehmen würden. Schließlich wollen ja auch die anderen Menschen Flyer mitnehmen, nicht wahr?

Und als es fast 17 Uhr war, saßen wir wieder im Auto und schlitterten direkt in den Berufsverkehr hinein. Juchee! Berlin, ick liebe dir!

Fazit

Wie kann ich den Besuch nun also, jetzt, wo ich zu Hause sitze und nachdenken kann, bewerten? War es ein „guter“ Besuch?

Wenn man begreift, dass sich Kleinkinder anders in einem Museum verhalten, als man es von ihnen erwarten könnte, ja.

Und kann man es ihnen verübeln, dass sie z.B. Verstecken spielen wollen? Natürlich sind all die Tiere und Minerale interessant für Kinder. Aber nicht, wenn man sie nur aus der Ferne betrachten und nicht anfassen darf. Und Gesteinsschichten, die wie Treppen aussehen, wollen erklommen und nicht bloß angeguckt werden.

Vielleicht habe ich einfach eine völlig falsche Vorstellung von diesem Tag gehabt. Ich hatte mir meinen Sohn mit großen Augen und weit aufgerissenem Mund ausgemalt. Stattdessen sah er den Langhals nur kurz an und wandte sich dann lieber den Lampen an der Decke zu.

Auch im Planetenraum hatte ich eher das Gefühl zu stören. Als wir unsere 2. Runde drehten, war der Raum verdunkelt. Die Leute saßen oder lagen im Raum und lauschten einer Stimme, sahen vielleicht sogar einen Film. So genau sah ich nicht hin. Der kleine Mann dagegen plauderte munter und laut drauf los und erhellte den Raum mit seiner Stimme. Ich wollte nicht stören. Also verließen wir den Bereich schnell.

Das Naturkundemuseum ist toll – keine Frage. Aber dann doch eher für ältere Kinder, die sich dafür begeistern und die etwas über die damalige Zeit wissen wollen. Die sich für Meteoriten, Kometen, Planeten, Erdschichten, Minerale, Dinosaurier und Präpariermethoden interessieren.

Eine Eintrittskarte behalte ich. Immerhin ist auf der Rückseite ein Papagei abgebildet. Und mein Sohn liebt Papageien. Morgen werden wir uns die Tierbox anschauen. Darin wird er ihn finden und sich bestimmt freuen.

Besuch im Naturkundemuseum Berlin - Eintrittskarte mit Papagei

Von unserer Tierbox erzähle ich euch aber ein anderes Mal.

Hattet ihr auch schon mal so ein ähnliches Erlebnis wie wir heute im Naturkundemuseum?

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